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Reproduktion Insights // 2021 23/7-8/8


In der Ausstellung beschäftigen wir uns dieses Jahr mit der ambivalenten Gesetzgebung zu (Re)produktionsrechten und deren Ursachen, die auch durch die Corona-Pandemie beeinflusst wurden. Zu sehen ist die Ausstellung in der alten Stadgärtnerei in Halle an der Saale. Wir zeigen die aus einem Open Call ausgewählten Arbeiten der Künstler:innen und präsentieren zudem eine Lecture-Performance, die Diskussionen zur Krise der Reproduktionsrechte befördern sollen. Es gibt zudem eine digitale Führung, die dokumentierte Aufnahmen der ausgestellten Werke zeigt. Produziert, kuratiert und moderiert wurde „Reproduktion Insights“ von Maria Mandalka im Zuge des Stipendiums „Kultur ans Netz“. 

Die Macht des Patriarchats über  FLINTA*s  (Frauen, Lesben, inter*, nicht-binäre, trans* und a_gender Personen), entwickelte und realisierte sich neben anderen Faktoren auch aus der Kontrolle über das (re)produktive Selbstbestimmungsrecht. Die dadurch entstandene Marginalisierung der oben genannten Personengruppen, ihrer Körper – diese nicht als ausschließlich ihren eigenen wahrnehmen und leben zu können, führte und führt bis heute zu verschiedensten Abhängigkeitsstrukturen. Im Hinblick auf die antiqueerfeministische Gesetzgebung in einigen EU-Staaten in den letzten Jahren ist es uns ein primäres Anliegen, Themen wie diese in unserer Ausstellung zu behandeln. Wir sahen es innerhalb der Kuration als unsere Aufgabe in diesem Jahr, ein besonderes Augenmerk auf Einsendungen von künstlerischen Positionen zu legen,  die das Thema der Reproduktion in  Bezug zu den aktuellen Geschehnissen setzen. Die Kernfrage, mit der wir arbeiteten, bestand darin, ob die Marginalisierung von FLINTA* Personen durch die Coronapandemie 2020 verstärkt wurde oder einfach nur sichtbarer geworden ist. Wie aktuell wahrnehmbar ist, wurde der Zustand der  Pandemie leider als Möglichkeit genutzt, Reproduktionsgesetze schnell zu verändern oder zu verabschieden und hat somit alten Rollenverteilungen den Wiedereinzug ins alltägliche Leben ermöglicht. Um hier nur ein Beispiel zu nennen, um diese prekäre Situation zu veranschaulichen: „Herausgeber*innen wissenschaftlicher Zeitschriften vermeldeten, Einreichungen von Männern seinen in den Wochen des Shutdowns um 50 Prozent gestiegen, während andere Wissenschaftler*innen quasi überhaupt keine Texte mehr vorlegten.“([1] Aus dem Buch, „Zart und Frei“ von Carolin Wiedemann, S.26) Diese haben und hatten höchstwahrscheinlich nicht das nötige „Know How“, wie typische Antifeministen nun argumentieren würden, sondern die Betroffenen sind und waren während des Shutdowns mit existenziellen Problemen wie Jobverlust, Überbelastung am Arbeitsplatz, schließung der Kitas und Kindergärten usw. am kämpfen. Deshalb wollen wir den Fokus innerhalb der Ausstellung einerseits auf die Frage lenken, warum Krisensituationen ein rückständiges Verhalten innerhalb der Gesellschaft evozieren und anderseits Beiträge herausstellen, die innerhalb der Krise Ansätze aufzeigen, die eine zukunftsfähige, queerfeministische Umgestaltung der (Re)Produktiosverhältnisse ermöglichen können.

„Die spannenden Arbeiten der Künstler*innen zur Reproduktionsthematik solltet ihr nicht verpassen, darunter ist ein künstlerischer Beitrag zur Arbeiter*innensituation in der DDR, eine Videoperformance die das Phänomen von ASMR als Wertabspaltungtheorem verhandelt indem Sie die Care-Arbeit von Youtuber:innen skizziert, eine Lecture-Performance und zwei weitere Beiträge zur Stimme, Macht und Wort.“

Kuratiert wurde die Ausstellung von Maria Mandalka (@maria_mandalka)

Maria Mandalka ist eine bildende Künstlerin aus Halle (Saale). Sie ist seit 2019 Absolventin der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein und hat dort Bildhauerei im Fachbereich Metall studiert. Neben ihrer künstlerischen Praxis ist sie seit 2019 Teil der Feminismen.halle, inderen Rahmen sie die Ausstellungsreihe „formfem“ in Zusammenarbeit mit anderen Künstler*innen gründet hat und kuratiert. Zur weiteren Entwicklung der feministischen Ausstellungsreihe hat sie 2021 das Stipendium „Kultur ans Netz“ erhalten.

Die Künstler:innen wurden gefördert durch die Mittel des FSR der MLU Halle (Saale). Das Konzept mit den Mitteln des Landes Sachsen- Anhalt.